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THEMA: Mein Weg zu Rudelstellungen

Mein Weg zu Rudelstellungen 6 Jahre 11 Monate her #352953

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Zum Schutz der Hunde und Halter veröffentlicht der Verein deren Schilderungen für den öffentlichen Bereich. Im geschlossenen Bereich werden Sie über einen langen Zeitraum die genaue Entwicklung von Hunden und Menschen in deren Tagebüchern verfolgen können.




Seit mehr als 12 Jahren bin ich als Trainer/Coach für Hunde tätig. Ich habe eine – wie ich finde – sehr umfangreiche Ausbildung genossen, habe von allen namhaften Verhaltensforschern gelernt und mich immer weitergebildet. Und ich habe viele Jahre erfolgreich gearbeitet; dachte ich zumindest.

Und weil ich mich interessiert weitergebildet habe, kam ich unweigerlich vor vier Jahren zu Maike Maja Nowak und damit logischerweise auch zu den vererbten Rudelstellungen. Im ersten Moment war ich mir unsicher, was ich damit anfangen sollte. Wieder einmal ein neuer Versuch, Hunde zu „erziehen“? Ich hatte sie alle durch, Ceasar Milan, Martin Rütter, alles was das Fernsehen hergab. Und an Allen fand ich etwas Gutes und gleichzeitig auch viel Schlechtes. Ich hatte bisher ausschließlich auf meiner Ausbildung basierend gearbeitet. Grundlagen waren die Texte und Forschungsarbeiten von Trumler, Zimen, Bubna-Littitz, Feddersen-Petersen, Bloch, usw. Also wusste ich alles von Lerntheorie, klassischer und operanter Konditionierung, wie man Ängste mit Desensibilisierung verarbeitet, etc. etc. ; kannte Forschung an Wölfen, Wildhunden, usw. Ich wusste, wie man Sitz-Platz-Fuß beibringt, wie man Leckerchen richtig verwendet, warum und weshalb man dieses und jenes in der jeweiligen Situation anwendet. Allerdings wunderte ich mich z.B. über Martin Rütter, woher er in seinen Sendungen immer wieder diese neuen lustigen Methoden hatte, die dann zum Erfolg führen sollten. Mir fehlte dazu der Einfallsreichtum und ich fragte mich auch, warum das so sein musste. Braucht man wirklich eine Reizangel, um Hunde auszulasten? Wer denkt sich so etwas aus? Muss ich das auch können? Oder reicht mein Wissen aus meiner Ausbildung, um auf Dauer den Menschen mit ihren Hunden zu helfen? Denn eines wollte ich nicht – nur auf dem Hundeplatz Hunde zu konditionieren. Ich sah mich eher darin, bei echten Problemen zu helfen.

Und nun saß ich also vor dem Fernseher und hörte das erste Mal von den Rudelstellungen. Obwohl ich ein sehr positiver Mensch bin, dachte ich zuerst, nicht schon wieder so ein neuer Quatsch. Jemand hat das Rad neu erfunden und versucht jetzt, unwissenden Hundebesitzern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich höre jetzt einige Stimmen, die genau das heute noch annehmen. Aber ich habe da ganz andere Erfahrungen gemacht. Übrigens, wenn man Seminare oder Workshops besucht – egal bei welchen namhaften oder nicht namhaften „Kollegen“ – kostet das alles immer viel Geld, niemand teilt sein Wissen so einfach kostenlos mit.

Da ich aber immer genau wissen möchte, was ich da eventuell ablehne, setzte ich mich damit auseinander. Ich bestellte mir das Buch von Barbara Ertel und sah natürlich alle Sendungen mit Maike Maja Nowak nochmals an, mit offenen Augen und dem Gedanken, dass vielleicht ja doch etwas an der Sache dran ist. Und je mehr ich mich mit dem Thema befasste bzw. mit meinen Erfahrungen verglich, umso mehr wurde mir klar, dass an der Sache sehr wohl etwas dran sein muss. Viele Dinge, die ich in meiner Praxis erlebt hatte (und natürlich auch in meinem eigenen Zuhause mit meinen Hunden), bekamen einen anderen Anstrich. Sehr interessant!! Da musste ich mich nicht mehr über den jungen Rüden wundern, der auf dem Hundeplatz partout nicht an der Seite seines Herrchens laufen wollte. Mit keinem Leckerlie der Welt (von Fleischwurst bis Käse) konnte man ihn dazu animieren. Er lief IMMER HINTER dem Menschen her. Bei Spaziergängen im Wald machte er sich gern selbständig und ließ sich schwer wieder zurückrufen, der Dickschädel. Was habe ich mir das Hirn zermartert, was mit diesem sonst so netten und liebenswerten Hund nicht stimmte. Ich würde heute sagen, dass es ein Paradebeispiel für einen NLH war. Und der Mensch versuchte natürlich, sich auf bekannte herkömmliche Art durchzusetzen und vom Hund Dinge zu verlangen, die völlig entgegen seiner Natur waren.

Übrigens bin ich in keinem Fall in der Lage, irgendwelche Einschätzungen abzugeben. Ich mache mir natürlich meine Gedanken und würde sagen, dass ich so den einen oder anderen Leithund schon erkennen kann. Das würde ich aber niemals in Stein meißeln und werde mich hüten, das in meiner Praxis anzuwenden oder auch nur auszusprechen. Dazu fehlt mir definitiv die jahrelange intensive Erfahrung von Barbara Ertel. Aber was ich meinen Kunden weitergeben kann, ist das Verständnis für ihren Hund und seine wahren Bedürfnisse. Das nur zur Klärung.

Inzwischen arbeite ich nurmehr als Coach bei Problemen. Die Hundeschule habe ich geschlossen. Wenn ich heute zum Kunden komme, treffe ich meistens Menschen, die wirkliche Probleme mit dem Alltagsverhalten ihrer Hunde haben. Und bisher alle Kunden haben schon den obligatorischen Weg durch die verschiedensten Hundeschulen bzw. Trainerhände gemacht. Teilweise mehrere hundert Euro wurden ausgegeben. Die Empfehlungen der Kollegen gehen vom Leckerlie-Stopfen über Führungsdominanz, die tollsten Beschäftigungsstrategien oder „Wir-treffen-einen-Hund-Übungen“ mit dem eigenen HuSchu-Hund, der soooo toll sozialisiert ist, dass er es mit jedem anderen Hund aushält. Hunde werden ausgelastet auf Teufel komm raus, damit sie zuhause müde sind und nichts anstellen. Aber keiner geht auf das Wesen Hund im Besonderen ein. Ich selber gehörte zu den durch Wissenschaft geblendeten Trainern, die nur nach den Erkenntnissen der Forschung handelten. Ich habe Hunde kennengelernt, die bis zum Stehkragen durchkonditioniert waren. Da war nicht mehr im Ansatz ein normales hündisches Verhalten zu erkennen. Und das macht mich im Nachhinein um so trauriger.

Ich bin im tiefsten Herzen ein Mensch, dem das Wohl des Tieres – welcher Art auch immer – über allem steht. Und genau darum bin ich bei den vererbten Rudelstellungen gelandet. Ich habe in den Jahren immer wieder gespürt, dass das, was ich gelernt habe, nicht alles ist. Und für mich hat es sich mit dem Wissen um die Rudelstellungen vervollständigt. Wenn ich zu einem Termin komme und schon während der Beratung Menschen sehe, denen die Augen geöffnet werden, die endlich anfangen, ihren Hund zu begreifen, und dann am Ende mir die Hand schütteln mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, dann wird mir jedes Mal bewusst, warum ich diesen Beruf ausübe. Das mag pathetisch klingen, aber genau so ist es. Ich kann damit nicht reich werden, im Gegenteil, einen Hauptjob brauche ich zum Leben trotzdem. Aber ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich merke, dass ich den Menschen und vor allem dem Tier geholfen habe.

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