Eine schwierige Sache…
Gestern habe ich auf Facebook einen Post gelesen, der mich berührt hat und der mir aus mehreren Gründen nachläuft.
Ein Jäger aus unserem Kreis hat dort ein Foto gepostet von einem Reh, das offenbar von einem Hund am Hals gepackt und getötet wurde. Als der Jäger es entdeckte, war es tot aber noch warm und es war hochträchtig. Der Jäger hat sich verständlicher Weise und absolut mit Recht Luft gemacht in diesem Post über die Unverantwortlichkeit des Hundehalters und der Tatsache, dass dieser es nicht für nötig befunden hatte, jemanden aus der Jägerschaft zu informieren. Und dass dies immer mal wieder vorkommt und er einfach auf diejenigen sauer ist die nicht imstande sind, sich im Einklang mit der Natur zu bewegen und ihre Hunde gerade in der Brut- und Setzzeit unter Kontrolle zu halten.
Alles absolut mit Recht, wie ich finde.
Und trotzdem…. es nagt an mir.
Deshalb, weil hier und auch in vielen anderen Situationen immer wieder unsereins unter dem Verhalten anderer leiden muss. Ich bin auch sauer auf diese unverantwortlichen Hundehalter, die damit so viel kaputt machen.
Aber mich nervt auch, wie diese Kappe der allgemeinen Verurteilung über uns ALLE gestülpt wird, egal wie man sich bewegt, verhält oder benimmt. Und das begegnet uns oft und in allen Lebenslagen, vor allem eben wenn man mit Hund unterwegs ist. Und das unabhängig davon, wie vorbildlich man oder die Hunde sich gerade benehmen, wie alt man ist (ich dachte immer, das passiert einem nur als Teenie), wo man unterwegs ist usw. Und das nervt.
Nur ein paar Beispiele:
Von unseren beiden Hunden macht zumindest einer keinerlei Anstalten, irgend etwas jemals zu jagen. Der andere Hund ist einfach dauerhaft gesichert, damit er eben nicht jagen gehen kann.
Und trotzdem, wie oft werden wir schief angeguckt oder angeknurrt mit diesem „Halten sie die JAAAA gut unter Kontrolle!“. (Ich bin dabei, aber meistens komme ich nicht mehr zu einer Erwiderung, weil Antworten irgendwie unerwünscht sind.).
Einmal liefen wir auf einem Feldweg, der Teil eines Wanderwegenetzes durch unsere Gemeinde ist (rechts und links gefühlt alle 5 Meter die Schilder, dass dies landwirtschaftliche Nutzfläche ist) und ein Bauer kam im PKW angebraust um mich anzupflaumen, wir hätten da nix zu suchen. Wie bitte? Das war ein offizieller Wanderweg. Der offensichtlich durch sein Land führt, aber ausgeschildert ist ausgeschildert und auf den Wegen darf man sich ja wohl frei bewegen.
Ein anderes mal fuhr uns ein Jäger hinterher, der aber ausnahmsweise sehr freundlich darum bat, gut aufzupassen weil gerade die Kitze da wären. Das war aber wirkliche eine groooße Ausnahme, dieser nette Ton.
Die Sache mit den Hinterlassenschaften: Ich bin jemand, der die Hinterlassenschaften seiner Hunde wegräumt. Ich habe immer und in jeder Tasche Hundekotbeutel dabei und benutze sie auch (am besten die Bio-Beutel, damit nicht noch zusätzlich die Umwelt belastet wird). Ich weiß ja, dass nicht jeder so ist und ich verstehe auch diejenigen, die sich über Haufen in ihren Vorgärten aufregen. und trotzdem… Neulich morgens waren wir unterwegs, ich war sehr glücklich, weil einer der Hunde gerade eine lebensbedrohliche OP überstanden hatte und die ersten wackeligen Mini-Touren mit uns laufen konnte, das Wetter war herrlich, ein ruhiger Morgen. Wir laufen also langsam und noch wackelig auf dem Grünstreifen unserer Dorfstraße entlang, eine Anwohnerin kommt angefahren und steigt aus ihrem Auto, ich grüße sie freundlich und fröhlich und was sagt sie?: "Hoffentlich räumen Sie auch die Kacke ihrer Hunde weg!!“ und verschwindet im Haus. Da ist sie wieder, diese Generalverurteilung und bin ich baff. Jemand, der Hunde sieht und sofort an Kacke denkt?! Der kein „Guten Morgen“ übrig hat, der weder mich noch meine Hunde kennt und mich schonmal prophylaktisch anpampt, obwohl weit und breit keiner der Hunde Anstalten macht, einen Haufen zu produzieren. Na danke, Ihnen auch einen schönen Tag noch.
Die Sache mit den Bauern: Ein Bauer bei uns hat Schilder neben seinen Wiesen aufgehangen. Dort steht „Das ist keine Hundekackwiese. Schonmal daran gedacht, dass die Kacke in 2-3 Jahren auf ihrem Teller landet?“
Die Wiese ist mit Stacheldraht umzäunt, im Sommer stehen Kühe darauf, wenn sie nicht gerade mit Gülle zugeschüttet ist. Was sehr oft der Fall ist, ich würde sagen, am Rande dessen, was erlaubt ist. Aber das nur am Rande.
Ich verstehe sein Schild nicht. Zum einen lasse ich meine Hunde nie auf eingezäunte Wiesen (ich mag übrigens auch nicht, wenn Tiere mit Stacheldraht eingezäunt sind aber das ist eine andere Geschichte). Zum anderen bin ich Vegetarier. Und ich esse kein Gras. Was genau soll mir also dieses Schild sagen?... Und trotzdem, ich kann irgendwie nicht guten Gewissens an diesen Wiesen vorbei und ohne mich umzudrehen und zu prüfen, ob nicht hinter mir oder an der nächsten Ecke jemand steht und mir eins überbrät, weil ich mit meinen Hunden auf einem Fußweg laufe, der versehentlich und blöder Weise neben seiner Wiese liegt.
Wo wir gerade dabei sind: Es wäre auch nett, wenn besagte Bauern am Ende der Saison ihre Litzen wieder einsammeln und sichern würden. Damit sich keine Wildtiere darin verfangen, wie vor einiger Zeit ein junger Rehbock mit seinem Geweih in unserer Nachbarschaft.
Die Sache mit anderen Menschen und Hunden: Ein weiteres unsere Anliegen ist, niemanden unterwegs zu belästigen. Wir lassen anderen Menschen in Ruhe und auch andere Hunde. Wir treffen nicht Hinz und Kunz unterwegs sondern machen ruhige Ausflüge und genießen die Natur. Aber auch das passt ja einigen Mitmenschen nicht. Nämlich denjenigen, die draußen sind damit ihre Hunde so richtig schön toben und spielen können. Die mit absolutem Unverständnis darauf reagieren, dass meine Hunde das nicht „dürfen“. Die genauso wenig sehen möchten, wir unser Fräulein Rottenmeier dem distanzlosen, infantilen oder wahlweise richtig frechen Auftreten des ein oder anderen Hundes einfach einen Riegel vorschiebt, weil sich das aus hündischer Sicht einfach nicht gehört. Wobei ich sagen muss, dass das die Diskussionen sind, auf die ich mich nicht mehr einlasse. Weil es sinnlos ist. Jeder sucht seinesgleichen, es gibt genug dieser HH, die können sich ja gerne treffen und munter miteinander spielen. Da sind wir raus, haben dadurch natürlich auch einige „Freunde“ weniger
Diese Liste könnte endlos so weiter gehen.
Besagter Jäger aus dem Post oben bat darum, sich im EINKLANG mit der Natur zu bewegen. Ich bemühe mich und ich bin mir sicher, alle aus diesem Forum hier auch.
Wie gesagt, ich verstehe die Aufregung über gehetztes Wild oder liegen gelassene Hundehaufen absolut. Ich rege mich auch über verantwortungslose und gedankenlose Hundehalter auf.
Aber ich finde dass alle genauer hinsehen und nicht generell andere verurteilen sollten.
Es ist wie immer im Leben, ein bisschen gegenseitiges Verständnis, Rücksichtnahme und Akzeptanz wäre schön.